Was ist ein Lektorat?

Wikipedia definiert den Begriff „Lektorat“ wie folgt:

 

Aufgabe des Lektorats ist die Qualitätssicherung von Texten. Dies geschieht über die formale (Grammatik, Rechtschreibung, Ausdruck, verstärkt auch Detailtypografie) und inhaltliche Überprüfung bzw. Korrektur und Anpassung (u. a. Einheitlichkeit von Namen und Begriffen, faktische Korrektheit) von Texten. Zu unterscheiden ist diese Tätigkeit für gewöhnlich nach „Lektorat“ und „Korrektorat“. Während letzteres ausschließlich formale Mängel in den Blick nimmt, bietet das Lektorat eine vollumfängliche Überprüfung von Textform und -inhalt. Diese klassische Tätigkeit des Lektors, das Korrekturlesen von Manuskripten, erfordert neben einer soliden Kenntnis der Grammatik, Rechtschreibungs- und Zeichensetzungsregeln einer Sprache vor allen Dingen ausdauernde Konzentrationsfähigkeit, die Fähigkeit zum Denken in Zusammenhängen, einen Blick für die Textstruktur und stilistisches Sprachgefühl.[1]

 

 

 

So weit, so gut. Jetzt werden sich viele von euch wahrscheinlich denken: das kann ich doch auch selber ganz gut. Und wenn ich es nicht kann, dann garantiert meine Freunde und/oder meine Familie.

 

An sich habt ihr damit nicht ganz Unrecht. Und genauso habe ich es auch gesehen. Als der Zeitpunkt für eine Korrektur – später, bei der Dissertation, dann auch für ein Lektorat – kam, habe ich diese in die liebvollen Hände meiner Familie und Freunde gegeben. Jetzt habe ich das Glück, dass meine Mutter Deutschlehrerin war und sie Texte automatisch mit einem „eingebauten“ Rotstift liest. Glaubt mir, auch wenn man denkt, dass man kaum Fehler gemacht hat – das Ergebnis war wirklich erschreckend und der Text mehr rot als schwarz.

 

 

 

Was bei meiner Magisterarbeit gut funktioniert hatte, versuchte ich dann auch bei meiner Dissertation. Allerdings zum Schluss ohne Umwege über Mama, sondern in Eigenregie. Warum? Weil das Lektorat, das mir vom Verlag, der meine Doktorarbeit veröffentlichen sollte, mir viel zu teuer war. Zusätzlich zu den für mich horrenden Druck- und Bindekosten war ein professioneller Lektor von außen nicht möglich.

 

Was ich erst in den letzten Jahren, Monaten und Wochen für mich und auch für euch erkannt habe: so günstig die "interne"/familiäre/freundschaftliche Hilfe auch ist, sie ist nicht zwingend die Falsche. Sie ist aber definitiv nicht die optimale und objektive Unterstützung, die ihr in dieser nervenzerreißenden und emotional schwierigen Phase braucht.

Familie und Freunde werden nie ehrlich genug sein, wenn es um eure „Fehler“ geht, sie werden immer das kleine Bisschen „zu nett“ sein, weil sie emotional zu dicht an euch dran sind. Sie haben Angst, euch und auch sich selbst angreifbar zu machen und zu verletzen.

 

 

Was in dieser Phase nur hilft: eine Person von außen, die zwar empathisch ist, euch emotional aber nicht berührt.

Ich habe keine Hemmschwelle, euch zu sagen, wo Änderungen und/oder Verbesserungen nötig sind. Ich habe auch keine Angst, euch zu sagen, ob und wo eure Arbeit/euer Baby logische Lücken hat. Dass ihr auf diese Kritik nicht unbedingt begeistert reagieren werdet, ist mir bewusst. Das habe ich in den letzten Jahren erfahren. Und auch ich selber neige dazu, auf Kritik „wenig amüsiert“ zu reagieren. Dabei sind diese „Ansagen“ unheimlich wichtig und der einzige Weg, den durch die Abschlussarbeit entstandenen Tunnelblick zu durchbrechen.

 

Plus: ihr müsst auch keine Angst haben, einmal „zurückzuschlagen“, wenn meine Kritik euch nicht passt. Ich bin nämlich erstens diesbezüglich „schmerzfrei“ und trage es euch nicht nach – im Gegensatz zu Freunden und Familie.

 

Vergesst niemals: weder eure Freunde/Familie noch ich wollen euch damit „schlecht machen“ oder euch das Gefühl vermitteln, versagt bzw. etwas nicht perfekt gemacht zu haben.

 

Mein Ziel ist es, euch dabei zu helfen, eure Abschlussarbeiten perfekt in den Druck und zu euren Professoren zu geben (glaubt mir, die stehen auf fehlerfrei, auch wenn sie das selber nicht immer hinkriegen).

 

 

Meine eigenen Erfahrungen:

Rückblickend muss ich sagen, dass ich meine Entscheidung gegen ein Lektorat bis heute bereue. Don’t get me wrong – den Titel habe ich trotz diverser Höhen und vor allem Tiefen seit gut 8 Jahren in der Tasche. Leider gilt das auch für die unzähligen Fehler in meiner Doktorarbeit, die ich trotz aller Penibilität und allen Perfektionismus‘ schlichtweg übersehen habe. Ich habe vor einigen Monaten eine wissenschaftliche Arbeit verfasst, deren Thema an das meiner Dissertation angelehnt war. Ich dachte mir, super, da habe ich zumindest schon mal das Literaturverzeichnis und muss nicht erst nochmal recherchieren (warum Recherche ein absoluter Alptraum ist, erfahrt ihr an anderer Stelle). Dann kam das böse Erwachen. Ich hatte es geschafft, selbst im Literaturverzeichnis meiner Arbeit Fehler einzubauen. Das Ergebnis: ich konnte die Aufsätze nicht mehr finden, weil ich die Ausgabe und die Jahreszahl falsch angegeben hatte. Auch wenn ich seit Jahren weiß, dass ich in punkto Korrektur an der falschen Stelle gespart hatte – spätestens jetzt hatte ich diese Erkenntnis auch wirklich verinnerlicht und hätte meinen Kopf am liebsten wiederholt auf die nächste Tischplatte gehauen.

 

Warum ich euch das erzähle?

 

Ganz einfach - vielleicht versteht der ein oder andere von euch nun besser, warum ein Lektorat IMMER eine gute Idee ist – und warum es sich lohnt, an der richtigen Stelle Geld auszugeben anstatt an der falschen zu sparen 😊

 



[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Lektorat, aufgerufen am 30.04.2019.

 

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